Es gibt inzwischen zahlreiche Dystopien in den Bücherregalen und nur noch selten gibt es wirklich neue Ideen. Radioactive beispielsweise erinnerte mich in seiner Beschreibung ein wenig an "Silo". Die Menschen leben in unterirdichen Anlagen um sich vor den Auswirkungen der Vergangenheit an der Oberfläche zu schützen. Sie haben eine vollständige Welt geschaffen, die zu einem gewissen Grad von Lügen geprägt ist. Wie weit diese allerdings gehen und wie die aktuelle Situation tatsächlich aussieht, wird in den beiden Ansätzen jedoch unterschiedlich angegangen.
Ich habe Radioactive erworben als kleinen Pausenfüller. Ich habe diesem Buch eigentlich nicht viel Bedeutung zugemessen und entsprechend auch nicht viel von der Geschichte erwartet. Vielleicht auch dadurch war ich letztlich aber überrascht von der Umsetzung. Die von Maya Shepherd geschaffene Welt ist gut durchdacht und logisch aufgebaut. Sie hat über die Auswirkungen der Menschheit nachgedacht und sie ins Extrem weitergeführt. Gleichzeitig hat sie überlegt, wie wir wohl vorgehen würden um zu überleben und versucht eine neue Gesellschaft zu schaffen. Dies verlangt sehr viel Geduld und vermutlich auch vorbereitende Recherche. Schnell hätte das Szenario unrealistisch wirken können, doch Shepherd hat an verschiedenen Stellen die schlechten Eigenschaften der Menschen mit eingeflochten, die uns schon heute nur allzu bewusst sind. Dadurch ist es leichter für den Leser die Auswirkungen zu verstehen und so auch als möglich zu begreifen.
Die Charaktere sind fast beliebig. Sie entsprechen den gängigen Charakteristika in vielen Büchern. Ein starkes Mädchen, ein halsstarriger Junge und jede Menge guter Geister um sie herum. Nicht zu vergessen natürlich die Clowns der Gruppe, sowie die geheimnisvollen Alten. Zusammen ergibt sich eine weitere Gesellschaft wenn auch in einem deutlich kleineren Rahmen. Die Figuren sind nicht wirklich etwas besonderes, werden jedoch sympathisch und umfassend präsentiert. Dadurch verfällt man als Leser direkt in den Zwang mit ihnen zu fiebern. Das macht ein gutes Buch letztlich ja auch wieder aus.
Insgesamt gebe ich dem Buch 4 Sterne. Die Geschichte ist nicht neu aber gut umgesetzt. An verschiedenen Stellen wurden neue Ansätze eingeflochten, welche das Buch interessanter machen und es nicht wie einen Abklatsch erscheinen lassen. Wer Dystopien liebt, der sollte Radioactive in jedem Fall einmal lesen :)